Karriereberatung "VDI" - Die Note zählt mehr als die Studiendauer
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Karriere: Personalexperten gaben den Lesern der VDI nachrichten Tipps und Ratschläge

Die Note zählt mehr als die Studiendauer

VDI nachrichten

Wechseln, aufsteigen, sich weiter qualifizieren – um diese Schwerpunkte drehten sich die Fra­gen beim Karrieretelefon der VDI nachrichten.

Ein Ingenieur, 32 Jahre alt, Fachrichtung Chemietechnik, hat ein Aufbaustudium zum Wirtschaftsingenieur absolviert und ist seit fünf Jahren für einen internationalen Konzern auf unterschiedlichen Positionen tätig. In den vergangenen zwei Jahren arbeitete er im Rahmen der internen Revision überwiegend in ausländischen Zweigstellen. Was ist der nächste Karriereschritt auf dem Weg zum Produktionsleiter?

Da technisch geprägte Führungspositionen in der Regel neben einem technischen Studium solide berufliche Erfahrungen in einem technikorientierten Umfeld voraussetzen, ist als nächster Karriereschritt eine operative Linienfunktion mit Führungsverantwortung anzustre­ben. Positiv sind in jedem Falle der Auslandsaufenthalt und die damit erworbenen Sprach­kenntnisse sowie die im kaufmännischen Umfeld gemachten Erfahrungen zu bewerten.

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Ein Diplomingenieur, 35 Jahre, Fachrichtung Maschinenbau und seit fünf Jahren im Entwicklungsbereich in einer Führungsposition tätig. Über einen Headhunter konnte er sich in einem anderen Unternehmen beruflich und finanziell verbessern. Auf Grund der durch seine Kündigung entstandenen Notsituation hat sein derzeitiger Arbeitgeber sein Gehalt angehoben und den Verantwortungsbereich stark erweitert. Soll er noch wechseln?

Vor dem Hintergrund der Notsituation des Arbeitgebers sind die wahren Motive zur Anhe­bung des Gehalts und die Erweiterung des Verantwortungsbereiches möglicherweise unklar. Schwerer wiegt jedoch der durch die Kündigung verursachte Vertrauensschaden auf beiden Seiten. Eine Zurücknahme der Kündigung und der damit verbundene Glaubwürdigkeitsverlust führen zu einer Schwächung der Perspektive und der Machtposition beim jetzigen Arbeitge­ber.

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Ein Wirtschaftsingenieur, 24 Jahre, international ausgebildet, strebt in Großbritannien ei­nen Master-Abschluss an. Ist das sinnvoll?

Auf jeden Fall sollte er dieses eine Jahr auch auf eigene Kosten, für den Master-Abschluss nutzen. Vor allem dann, wenn dieser Master-Abschluss wie geplant, zu seinem bisherigen Profil als Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik passt.

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Wie wird die Studiendauer im Verhältnis zur Note gewichtet?

Zunächst zählt die Note, dann die Dauer der Ausbildung. Das gleiche gilt für die Gewichtung der Note im Verhältnis zu den sogenannten Soft-skills. Die Note öffnet erst einmal die Tür, um überhaupt mit einem Arbeitgeber ins Gespräch zu kommen.

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Soll man die Telefonnummern anrufen, die in einer Stellenanzeige genannt werden?

Man sollte nur dann anrufen, wenn sich aus der Anzeige für einen Bewerber noch weitere Fragen ergeben, sonst sollte die komplette Bewerbung gleich weggeschickt werden.

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Wie viel mehr Geld kann man bei einem Wechsel verlangen?

Die Frage ist falsch gestellt. Beim Wechsel ist die mittelfristige Perspektive wichtig: Die Entwicklungschancen, die eine neue Position bieten, und die Frage, in wieweit ein Bewerber das Anforderungsprofil abdeckt.

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Ein Ingenieur, Mitte 30, wechselte von einem Großkonzern als Abteilungsleiter in ein mit­telständisches Unternehmen. Dort ist er auf Grund des rauen Arbeitsklimas sehr frustriert. Was soll er tun?

Er hat zwei Möglichkeiten: Entweder er hält eine längere Durststrecke durch oder er wechselt das Unternehmen. Bei einem Wechsel zurück in ein Großunternehmen sollte er aber wissen, dass man ihm diesen Schritt als Versagen interpretieren könnte.

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Ein 30-jähriger Projektingenieur im Großraum München verdient 72 000 DM im Jahr, was ihm als zu wenig erscheint. Was kann er tun?

Er sollte mehr verlangen oder sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Im Unterschied zur Mitte der 90er Jahre, als der Arbeitsmarkt für Ingenieure schlecht war, haben sich die Chancen deutlich gebessert, so dass er leicht eine höher dotierte Position finden müsste.

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Lohnt sich für einen 25-jährigen Informatiker eine Promotion?

Die Chancen für Informatiker auf dem Arbeitsmarkt sind derzeit zwar sehr gut, doch sollte man eine Promotion nicht ohne weiteres von der Hand weisen. Nicht alle Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnik sind Garagenfirmen, viele IT-Abteilungen sind in Großunternehmen angesiedelt, dort ist ein Doktor-Titel immer noch gut angesehen.

Sie stellten Sich den Fragen der Leser:

Wolfgang Krieg (Landesarbeitsamt NRW, Düsseldorf)

Guido J. Leyh ( Guido J. Leyh und Partner, Karriere- und Managementberatung, Hamburg)

Frank Ferchau (Ferchau Konstruktion GmbH, Gummersbach)

HARTMUT STEIGER