Personalpolitik: Nach einer neuen Studie sind Ingenieure seltener als andere Berufsgruppen von Entlassungen betroffen
Gekündigt – Unternehmen sparen oft am falschen Ende
VDI nachrichten Der Sparblick auf die Personalkosten ist für viele Firmen zurzeit wichtiger als wachstumsorientierte Maßnahmen, so das Ergebnis einer Studie der VDI nachrichten und des Fraunhofer Instituts IAO zur Personalpolitik in konjunkturschwachen Zeiten.
Kostenreduzierungen sind für viele Unternehmen in konjunkturschwachen Zeiten wichtiger als die Vertiefung der Kundenbindung oder die Erschließung neuer Märkte. Dies ist das Ergebnis einer Studie der VDI nachrichten und des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart. Nahezu unbedeutend als strategisches Ziel der 360 befragten Firmen und ihrer Manager ist dagegen der entscheidende Faktor im Innovationswettbewerb: die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Um Kosten zu reduzieren, senken die Unternehmen in erster Linie die Aufwendungen fürs Personal. Betriebsbedingte Kündigungen sind dabei aber nicht das erste Mittel. Zunächst werden Zeitkonten abgebaut oder befristete Arbeitsverhältnisse nicht verlängert. Doch immerhin noch ein Drittel der Firmen haben sich im vergangenen Jahr für Kündigungen entschieden, von denen Ingenieure aber nicht so stark betroffen waren wie andere Berufsgruppen.
„Kein Wunder“, meint Guido J. Leyh , Personalberater in Hamburg, „das technische Wissen von Ingenieuren wird über viele Jahre aufgebaut und ist bei einer Kündigung nicht so einfach ersetzbar oder auf andere Mitarbeiter übertragbar.“ Die Folgen von Kündigungen für die Unternehmen können gravierend sein: Know-how geht verloren, Innovationsprozesse stocken. Allzu oft mussten zum Ausgleich von Wissens- und Erfahrungsverlusten Beraterverträge (21 % der Firmen) abgeschlossen werden und Dienstleistungen (19 %) zugekauft werden. Nachvollziehbar ist also, dass 50 % der befragten Unternehmen angaben, sie hätten über Entlassungen das angestrebte Ziel „Kosteneinsparung“ nicht realisieren können.
Ein weiteres Problem: Bei Personaleinsparungen nimmt die Belastung der verbleibenden Mitarbeiter zu. Die Ansprüche an die Qualifikation steigen. Um die Belegschaft in dieser Situation zu motivieren und zu binden, wählen zwei Drittel der Betriebe das Mittel der Zielvereinbarung, während 14 % keinerlei Maßnahmen ergreifen. An zweiter Stelle wird das Aufzeigen von Entwicklungslinien im Unternehmen genannt, nur ein Viertel der Firmen bietet den Mitarbeitern mehr Fortbildungsmöglichkeiten an.
Doch diese sind wichtig. Hartmut Buck vom IAO in Stuttgart sieht die Arbeitgeber in einer Zwickmühle. „Nach Kündigungen muss der Rest der Belegschaft meist unter einer erheblich höheren Belastung dieselbe Leistung bringen.“ Für diese Leute müsse auf der qualitativen und gesundheitlichen Ebene etwas getan werden. „Denn wenn die Personaldecke dünner wird, ist jeder Arbeitgeber darauf angewiesen, dass der Einzelne funktioniert. Ausfälle lassen sich nicht mehr kompensieren.“
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