Studie Kosteneinsparungen "VDI" - Personalkosten im Visier
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Personalpolitik: Studie weist nach, dass Kündigungen oft nicht zu Kosteneinsparungen führen

Personalkosten im Visier

VDI nachrichten
Um in konjunkturschwachen Zeiten Kosten zu senken, reduzieren viele Unternehmen ihre Aufwendungen fürs Personal. Die Prob­leme, die hiermit verbunden sind, spiegelt eine Studie der VDI nachrichten und des IAO in Stuttgart wider.

Die Wirtschaft stagniert, das Wachstum geht zurück, Konjunktur hat nur noch einen Begriff: Kosten­reduzierung. Und das ist für die meisten Firmen gleichbedeutend mit einer Verminderung der Perso­nalkosten. Dies ist das Ergebnis einer Studie der VDI nachrichten und des Fraunhofer-Instituts Ar­beitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart. Weniger wichtig für die befragten 360 Unterneh­men sind in Zeiten wirtschaftlicher Flaute Maßnahmen, die die Kundenbindung vertiefen oder neue Märkte erschließen. Strategisch nahezu unbedeutend ist die Entwicklung neuer Produkte und Dienst­leistungen, eigentlich der entscheidende Faktor im Innovationswettbewerb und beim Anspringen der Konjunktur.

Pluspunkte gibt es hier allerdings für kleinere Unternehmen, die häufiger als ihre umsatzstärkere Kon­kurrenz auf zukunftorientierte Maßnahmen wie die Erschließung neuer Märkte und eine Verstärkung der Vertriebsaktivitäten vertrauen. Guido J. Leyh , Personalberater in Hamburg, findet für diese Ergeb­nisse der Studie eine Erklärung: „Der Mittelstand ist flexibler und verinnerlicht eher die Tatsache, dass Sparen um jeden Preis Hilflosigkeit bedeutet und zum Ende des Unternehmens führen kann.“

Die trotz allem beliebteste Form der Kosteneinsparung, die Senkung der Personalkosten, bedeutet nun laut Erhebung zunächst nicht automatisch Personalabbau. Die Firmen schöpfen vielmehr die klassi­schen Vorstufen aus: der Reigen beginnt mit dem Abbau der Zeitkonten, dann laufen befristete Ar­beitsverhältnisse aus, schließlich werden Neueinstellungen gestoppt und Mehrarbeit reduziert. Weitere Varianten: Immerhin noch 47 % der Unternehmen realisieren über Gehaltsänderungen und Vorruhe­standsregelungen (38 %) ihre Sparvorstellungen.

Ein Drittel der befragten Unternehmen ist allerdings im vergangenen Jahr nicht ohne betriebsbedingte Kündigungen ausgekommen. Grundsätzliche Erfahrungen mit Personalabbau haben jedoch bedeutend mehr Firmen, denn 66 % von ihnen haben in den letzten zehn Jahren betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen. Personalabbau ist ein riskantes Instrument, das sehr feinfühlig im Sinn der betroffenen Mitarbeiter, aber auch zum Wohl des Unternehmens eingesetzt werden muss. „Mit Sozialplänen und Interessen­sausgleichen“, meint Personalberater Guido J. Leyh , „federn viele Arbeitgeber das persönliche Schicksal der Mitarbeiter ab.“ Konzerne, wie z. B. Siemens, suchen neue Wege. „In jüngster Zeit konnten mit Vermittlungseinheiten große Erfolge erzielt werden“, erklärt Hans-Peter Basel, Vorsit­zender des Gesamtsprecherausschusses der leitenden Angestellten der Siemens AG. Diese Einheiten versuchen eine Vermittlung intern offener Stellen, sie unterstützen von Stellenstreichungen betroffene Mitarbeiter aber auch bei ihren Versuchen, auf dem Arbeitsmarkt außerhalb des Konzerns Fuß zu fas­sen.

Für die Firmen selbst können Personaleinsparungen schwer wiegende Folgen haben. Entlassungen führen, wie die Studie nachweist, zu einer erheblichen Mehrbelastung der verbleibenden Mitarbeiter. „Bei Ingenieuren erhöhen sich zum Beispiel die Qualifikationsanforderungen beträchtlich“, erklärt Hartmut Buck vom Fraunhofer IAO in Stuttgart, „in vielen Fällen entstehen sogar erhebliche Know-how-Lücken.“ Wenn in Folge dann externe Dienstleistungen eingekauft werden müssen, „entlastet dies zwar das Personalbudget, die Kosten insgesamt werden aber oft kaum gesenkt“ (Leyh). Es ist also keine Überraschung, wenn 50 % der Firmen angeben, dass durch Entlassungen das angestrebte Ziel „Kosteneinsparung“ nicht realisiert worden sei.  Fr